Touki Bouki

„Die Bilanz mag bitter sein, die Inszenierung aber sagt „anything goes.“
(Filmmuseum Wien)

Djibril Diop Mambétys Meilenstein des postkolonialen afrikanischen Kinos Touki Bouki von 1966 als neu restaurierte Wiederaufführung

„Ein mitreißender, vielschichtiger, aus allen Nähten platzender Entwurf zur Faszination des schwarzen Kontinents für die Versprechungen der westlichen Welt. Das schlägt sich auch im wirbelnden Stil des Autodidakten Mambéty nieder: Touki Bouki, Wolof für „Die Reise der Hyäne2, kombiniert Noir und Nouvelle Vague, Komödie und Sozialkritik,
ist ein Gegenpol zum grossflächigen Ausverkauf im zeitgleichen Blaxploitation-Kino: Die Bilanz mag bitter sein, die Inszenierung aber sagt „anything goes”.“ (Filmmuseum Wien)

Es sind immer wieder die Kinder und Jugendlichen, die im afrikanischen Kino die Hoffnung auf eine bessere Zukunft vertreten. Das ist in diesem Klassiker des Kinos, den wir in neuer Kopie als Reedition herausbringen, nicht anders. Mory und Anta träumen davon, nach Paris ins «verheissene Land» zu gehen, das Josephine Baker besungen hat. Er ist Viehhirte, doch seine Herden wurden zum Schlachthof geführt. Seitdem treibt sich Mory mit dem Motorrad, das er zum Andenken an seine Zebus mit zwei Hörnern verziert hat, in der Stadt herum. Anta ist eine junge Studentin, die ebenfalls am Rande der Gesellschaft lebt. Liebe ist der einzige Reichtum der beiden, und so entschliessen sie sich, alles zu unternehmen, um das nötige Geld für ihre Reise zusammenzubringen.

Ein witziger Film über die romantische und aufregende Jugend in Senegal, vor allem aber auch eine politisch und sozial weitsichtige Reflexion über das Exil. Nicht so sehr durch seine vielbeachtete formale Eigenwilligkeit besticht dieser Film, sondern vielmehr durch seine politische und soziale Weitsicht. Auf seiner Reise in eine bessere Zukunft, die er in Paris zu finden glaubt und die am Hafen von Dakar endet, erkennt Mory, dass die Annahme einer fremden Identität nie zu einer eigenen führen kann. Mit der Besinnung auf seine eigenen Wurzeln leitet er einen Selbstfindungsprozess ein.

Im Rahmen der Kooperation mit trigon bringt Cinemalovers zwei neu-restaurierte Highlights als Wiederaufführungen in die Kinos.

TOUKI BOUKI

SENEGAL • 1973 • 89 mins

Regie und Drehbuch: Dijbril Diop Mambéty

In den Hauptrollen:
Magaye Niang, Mareme Niang, Aminata Fall, Ousseynou Diop

Auf Wolof, Französisch, Deutsch oder Italienisch mit deutschen Untertiteln.

Djibril Diop Mambéty wurde 1945 in Colobane bei Dakar geboren. Er absolvierte zunächst eine Schauspielausbildung und wirkte in zahlreichen senegalesischen und italienischen Filmen mit. 1965 drehte er seinen ersten Film «Badou Boy». 1972 hielt er sich längere Zeit in Rom auf und traf unter anderem Pier Paolo Pasolini. Anfang der 1990 Jahre eröffnete Mambéty in Dakar eine Schule: die «Foundation Yaadi Koone – Pour l’enfance et la nature». Bekannt wurde er durch seine Filme «Touki Bouki» 1973, «Parlons Grand-mère» 1991, «Hyènes» 1994 und «Le Franc» 1995. Mambéty galt als einer der grossartigsten und unkonventionellsten Regisseure des afrikanischen Kontinents, dessen Filme entschieden zur Entwicklung des afrikanischen Films beigetragen haben. Er verstarb am 23. Juli 1998 vor Ende der Dreharbeiten in Paris. «Die Kleine Verkäuferin der Sonne» ist damit sein Vermächtnis geworden.


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