Tausendschönchen

„Věra Chytilovás vielleicht schönster und eigenwilligster Film (…).“

(Ulrich Gregor)

Vera Chytilovas feministischer Nouvelle Vague-Klassiker Tausendschönchen von 1966 als neu restaurierte Wiederaufführung

Marie 1 und Marie 2 langweilen sich. Ihre Lieblingsbeschäftigung besteht darin, sich von älteren Männern ins Restaurant einladen zu lassen und sie dann schnell wieder abzuweisen. Sie sind es leid, die Welt als sinnlos zu empfinden, und beschliessen, das Spiel auf die Spitze zu treiben. Er war in den 1960er Jahren schon Kult, der auf wunderbare Art verspielte Spielfilm der Tschechin Vera Chytilová, der unter den deutschen Titeln „Die kleinen Margeriten“ und „Tausendschönchen“ lief und nach der Zerschlagung des Prager Frühlings verboten wurde. Zwei anarchische Frauen bringen so ziemlich alles durcheinander und am Ende auch sich selbst. Ein punkiges, feministisches, ungezügeltes und verrücktes Gedicht, das ebenso psychedelisch und poppig wie subversiv und gewagt ist.

„Wir bestehen nicht nur aus rationalen Elementen, die man zählen und messen kann. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn man einem Menschen seine Stimme nimmt, indem man ihn in einem Film von einem anderen synchronisieren lässt, zerstört man diesen Menschen, denn man nimmt ihm etwas weg, das ihm ganz allein gehört, nicht nur etwas Äusserliches, sondern etwas Tiefgründiges, etwas Unersetzliches, Einzigartiges, sozusagen seine Seele.“ (Vera Chytilovà)

Im Rahmen der Kooperation mit trigon bringt Cinemalovers zwei neu-restaurierte Highlights als Wiederaufführungen in die Kinos.

TAUSENDSCHÖNCHEN

TSCHECHISCHE REPUBLIK • 1966 • 76 mins

Originaltitel: Sedmikrásky

Regie: Věra Chytilová

Drehbuch: Věra Chytilová, Ester Krumbachová, Pavel Juráčekul

In den Hauptrollen: Jitka Cerhová, Ivana Karbanová

Auf Tschechisch, Deutsch, Französisch mit deutschen Untertiteln.

Věra Chytilová wurde am 2. Februar 1929 in Ostrava geboren. Nach einem abgebrochenen Architekturstudium in Brünn (1948-1949) arbeitete sie als technische Zeichnerin und Laborassistentin, bevor sie als Model tätig wurde. Die Welt des Films lernte sie durch ihren ersten Ehemann, den Fotografen Karel Ludwig, kennen, der sie in die Barrandov-Studios einführte. Bis 1957 arbeitete sie dort abwechselnd als Clapman, Scriptgirl und Regieassistentin und absolvierte so ein „learning by doing“ im Bereich Film. 1957-1962 studierte sie als eine der ersten Frauen Regie an der Prager Filmakademie FAMU. Mit Tausendschönchen (1966) gab sie defnitiv den für die Nouvelle Vague typischen Stil der Camera vérité auf und drehte ein experimentelles und aufmüpfiges Werk, das ihr weltweite Anerkennung einbrachte. 1992 wurde sie in Frankreich mit den Insignien eines Chevalier des arts et des lettres (Ritter der Künste und der Literatur) ausgezeichnet. Sie starb 2014.