Tara

„Che storia, madonna!“

(Aurora Rodonò, Duisburger Filmwoche)

Am Rande der apulischen Hafenstadt Taranto liegt der Fluss Tara. Sein Wasser soll heilende Wirkung haben. Doch die magische Idylle ist durch jahrzehntelange ökologische und ökonomische Ausbeutung bedroht. Poetische Erkundung des Ortes und seiner Legenden.


TARA – das ist ein kleiner Fluss am Rande der süditalienischen Hafenstadt Taranto. Der gleichnamige Dokumentarfilm von Volker Sattel und Francesca Bertin hält sich zunächst an dessen Ufern auf, zeigt idyllische Badeszenen mit Jung und Alt, den Wind im Gras, einen Marienaltar im Schilf und unter Wasser aufgenommene Pflanzen. Die Einheimischen sprechen dem Wasser heilende, magische Kräfte zu, auch eine Legende mit einem Esel rankt sich um den „Fluss des Glücks“.
Allmählich weitet sich das Panorama um die benachbarten Fabrikschlote, kontaminierte Wasserproben, den Bau des gigantischen örtlichen Stahlwerks in den 60er Jahren, eine Deponie mit giftigen Altlasten und die antike Geschichte der Gegend, vor allem aber um Menschen, die in der maroden Industriestadt nicht aufgeben und dem Unrecht und Niedergang ihre Ideen und Initiativen entgegensetzen. Mit visuell starken Bildern, ruhig und eher beiläufig wird so vom ​Scheitern der Versprechungen des Fortschritts und Resistenz gleichermaßen erzählt. (Birgit Kohler)

Nach einer erfolgreiche Festivaltour und der Uraufführung im Wettbewerb eines der weltweit wichtigsten Dokumentarfilmfestivals, dem Visions du Réel in Nyon, starten wir den Film am 19. Januar 2023 als OmU in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz.

TARA

DEUTSCHLAND/ ITALIEN • 2022 • 86 mins

Regie: Volker Sattel und Francesa Bertin

Auf Italienisch mit deutschen Untertiteln.

Volker Sattel, geboren in Speyer, studierte Regie und Kamera an der Filmakademie Baden-W ürttemberg. Sein unverwechselbarer Blick auf räumliche und architektonische Dimensionen ist die Grundlage seiner k ünstlerischen Praxis und Dokumentarfilme. Er führte Regie und Kamera bei UNTERNEHMEN PARADIES (2003), BEYOND METABOLISM (2014) und LA CUPOLA (2016), die ihre Weltpremieren alle auf der Berlinale feierten, ebenso der preisgekrönte Kinofilm UNTER KONTROLLE (2011) über die Mühen der Atomkraft. Seine Projekte wurde u.a. mit dem Gerd-Ruge-Stipendium (2008) ausgezeichnet. TARA, der im Wettbewerb von Vision du Re é l 2022 in Nyon/Schweiz uraufgeführt wurde, hat Volker Sattel gemeinsam mit der Filmemacherin Francesca Bertin realisiert.

Francesca Bertin, geboren im Veneto/Italien, ist eine Filmemacherin, die auch in interdisziplinären und kollaborativen künstlerischen Projekten arbeitet. Sie studierte Film an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, zuvor Rechtswissenschaften an der Universität von Trient. In ihren Filmen beschäftigt sie sich mit den Themen Identität, Erinnerung und Räumlichkeit. Ihre Filme L‘ ARTIFICIO (23min, 2020), THE GARDEN (21min, 2018) wurden auf verschiedenen internationalen Festivals gezeigt und ausgezeichnet, BEYOND THE FOREST (9min, 2015) war für den deutschen Kurzfilmpreis nominiert.

FREMONT

„Leise und zauberhaft – mit Zügen von Jarmuschs skurillen Humor.

(IndieWire)

Donya hat als Übersetzerin in ihrer afghanischen Heimat für die US-Regierung gearbeitet und konnte sich im letzten Moment absetzen. Jetzt lebt sie im kalifornischen Fremont, schreibt Weisheiten für Glückskekse und träumt. Babak Jalali führt uns mit zärtlichem Humor und wohltuender Lakonik à la Jim Jarmusch vor Augen, was Menschen einander näher bringen kann.

Donya lebt allein in Fremont, Kalifornien, in einem Gebäude mit anderen afghanischen Einwander:innen. Sie kann kaum schlafen, isst oft allein in einem örtlichen Restaurant und schaut regelmässig Soaps. Ihre Routine fernab der Heimat ändert sich, als sie in ihrem Job in einer Glückskeks-Fabrik zum Glücksengel befördert wird. Während ihre Lebensweisheiten von wildfremden Menschen in der ganzen Bay Area gelesen werden, treibt Donyas schwelende Sehnsucht sie dazu, eine eigene Botschaft in die Welt hinauszusenden, ohne zu wissen, wohin sie führen wird.

Der aus dem nördlichen Iran stammende Babak Jalali hat uns bereits im Spielfilmerstling Frontier Blues mit seinem trockenen Humor beglückt. In Fremont, den er stilsicher in Schwarz-Weiss gedreht hat, schafft er mit grosser menschlicher Wärme und ebenso leisem wie schrägem Humor das liebevolle Porträt einer jungen Frau, die von der Vergangenheit verfolgt wird, aber vom Wunsch nach Gemeinschaft und Verbundenheit erfüllt ist. Mit der hervorragenden Besetzung seiner unvergesslichen, einzigartigen Figuren und dem betörenden Einstand der afghanischen Geflüchteten Anaita Wali Zada als Schauspielerin ist Fremont eine Ode an die seltsame Schönheit des Versuchs, ein neues Leben in einem fremden Land aufzubauen. Das Zusammentreffen mit Daniel, verkörpert durch Jeremy Allen White, dem Star aus der Serie The Bear, macht den Film allein schon sehenswert. Wir schweben mit ihm als Daniel und mit Donya auf der Wolke Poesie.

FREMONT

USA • 2023 • 91 mins

Regie, Drehbuch, Montage:
Babak Jalali

Schauspieler*innen:
Anaita Wali Zada, Hilda Schmelling, Jeremy Allen White
Avis See-tho, Siddique Ahmed

Auf Englisch, Dari, Kantonesisch
mit deutschen Untertiteln.